Tarifbindung in der Ernährungs- und Genussmittelindustrie gesunken

Berlin, 12.07.2022 - Die Tarifbindung in der Ernährungs- und Genussmittelindustrie ist im Jahr 2021 auf 37 Prozent laut aktuellem IAB Betriebspanel gesunken. Im gesamtwirtschaftlichen Vergleich bleibt die Tarifbindung aber überdurchschnittlich. Unter Berücksichtigung der Signalwirkung der Sozialpartnerschaft der Branche sind 78 Prozent der Beschäftigten in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion in einem Betrieb tätig, der tarifgebunden ist oder sich am Branchentarifvertrag orientiert.

„Dass die abnehmende Tarifbindung nicht im Sinne der Unternehmen ist, verdeutlicht die hohe Zahl der Unternehmen, die sich am Branchentarifvertrag orientieren. Die Unternehmen anerkennen die tarifvertraglichen Weichenstellungen der Sozialpartner für die Branche. Dennoch braucht es für einen erneuten Anstieg der Tarifbindung neben attraktiven Tarifverträgen auch die Unterstützung der Tarifautonomie durch die Politik. Denn Tarifautonomie funktioniert nur, wenn staatliche Eingriffe eine Ausnahme darstellen und Sozialpartnern auch vom Gesetzgeber Gestaltungsspielräume erhalten. “

so Stefanie Sabet, Hauptgeschäftsführerin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss e.V. Die gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen durch Rohstoffmangel, Lieferkettenengpässe und steigende Kosten belasten auch die Ernährungsindustrie in
einem beträchtlichen Maße. Daher sind die Sozialpartner derzeit besonders gefordert, um für die Unternehmen und deren Beschäftigte langfristige tarifliche Planungssicherheit zu schaffen. Seitens der Politik braucht es wirksame Entlastungsmaßnahmen für die Unternehmen.

Die Ernährungs- und Genussmittelindustrie beschäftigt in über 6.200 vorwiegend kleinen und mittelständischen Betrieben rund 640.000 Menschen. Anders als in allen anderen deutschen Industrien werden in der Branche jedes Jahr hunderte von Tarifverträgen in den einzelnen Regionen und Teilbranchen abgeschlossen und neu verhandelt. Es gibt keinen anderen Wirtschaftsbereich in Deutschland, der eine solch differenzierte Tarifpolitik betreibt. Die ANG verbindet als Dachverband die neun sozialpolitischen Landesverbände sowie vier Fachverbände der Ernährungs- und Genussmittelindustrie.

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